Sprachsensibler Sportunterricht

5 Handlungsempfehlungen für einen sprachsensiblen Sportunterricht

Autor: Henrik Lühr (2018)

Ein Ziel des Sportunterrichts ist es, dass alle Lernenden, ungeachtet ihrer Herkunftssprache, erfolgreich am Unterricht teilnehmen können. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig einen sprachbewussten Fachunterricht, „in welchem die Sprache der Lernenden unterstützt und gefördert wird“ (Neugebauer & Nodari, 1999, S. 9), zu gestalten. Sportlehrkräfte stehen vor der Herausforderung den Sprachgebrauch ihres Unterrichts zu analysieren, diesen auf sprachliche Besonderheiten hin zu untersuchen und sich mit dem Fachwortschatz des Faches Sport auseinanderzusetzen (Neugebauer & Nodari, 1999; Niedersächsisches Kultusministerium, 2006).

Herausforderungen beim Erwerb des Deutschen als Zweitsprache

Schülerinnen und Schüler sind beim Erwerb des Deutschen als Zweitsprache mit sprachspezifischen Herausforderungen konfrontiert. Wie jede Sprache, hat auch die deutsche Sprache bestimmte Laute bzw. eine bestimmte Lautstruktur, um Wörter voneinander unterscheiden zu können (z. B. Haus – Maus). Die Aussprache dieser Laute stellt für Lernende eine typische Schwierigkeit dar, da diese in ihrer Erstsprache häufig nicht vorkommen. Problematisch kann auch die Verwendung von kurzen und langen Vokalen sein, weil diese dem Wort eine andere Bedeutung geben können (z. B. Mitte – Miete). Ungewöhnlich sind für viele Lernende aus anderen Ländern zudem hintereinanderstehende Konsonanten sowie die im Deutschen üblichen Wortbetonungsmuster (Engin, 2010).

Neben den Lauten stellt für Lernende mit Deutsch als Zweitsprache auch die Grammatik eine große Herausforderung dar. Hierbei wird zwischen der Syntax (Satzbau) und der Morphologie (Wortbildung) differenziert. Die Regeln der Wortbildung (z. B. Kompositabildung, Substantivierung, Wortbildung durch Vor- und Nachsilben und Pluralbildung) müssen von den Lernenden erkannt werden, wobei es zu speziellen Schwierigkeiten kommen kann. Da andere Sprachen nur wenige Komposita haben, kann es bei der Kompositabildung zu Komplikationen kommen, insbesondere dann, wenn „bei mehr als zwei Wortbestandteilen […] ein ‚Fugen-s‘ eingefügt“ wird (Arzberger & Erhorn, 2013a, S. 5; Engin, 2010). Auch der Satzbau ist im Deutschen relativ komplex. Wesentlich ist hierbei die korrekte Stellung der finiten und infiniten Verbteile. Laut Grießhaber (2005) werden die Wortstellungsregeln in einer festen Reihenfolge erworben, wobei die jeweils höheren Stufen den vorherigen Erwerb der darunter liegenden Stufen implizieren.

Erwerbsstufen nach Grießhaber

StufeErwerbsstufeBeispiel
4Nebensätze mit Verbstellung…, dass er so schwarz ist.
3Finites Verb nach Subjekt (Inversion)Dann brennt die.
2Separierung finiter & infiniter VerbteileDer Nikolaus hat gesagt.
1Einfache Sätze mit FinitumIch versteh.
0Bruchstückhafte Äußerungen ohne FinitumAnziehn Ge/

Quelle: Grießhaber, 2005, S. 42

Wenn Verbteile nicht hintereinander im Satz vorkommen, spricht man von Verbalklammern. Diese werden im Deutschen, im Gegensatz zu anderen Sprachen, häufig gebraucht. Auch das Konjugieren der Verben ist für Zugewanderte nicht einfach zu erlernen, da es im Deutschen regelmäßige und unregelmäßige Verben gibt. Darüber hinaus gibt es die vier Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Die Wahl des richtigen Kasus hängt in der Regel vom Verb und seiner Rektion ab. Falls das Verb eine präpositionale Ergänzung benötigt, so hängt der Kasus allerdings von der Präposition ab (Arzberger & Erhorn, 2013a).

Um grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden, müssen die Schülerinnen und Schüler zunächst einen gewissen Wortschatz erlangen. Apeltauer (2010) beschreibt den Lernprozess eines Wortes folgendermaßen:

Bevor sich ein Kind ein neues Wort einprägen kann, muss es das unbekannte Wort aus einem Lautstrom herausfiltern, sich seinen Klang einprägen und dann nach Bedeutung(en) dafür suchen (Apeltauer, 2010, S 15).

Je nach Sprechgeschwindigkeit werden ca. 120 bis 160 Wörter pro Minute gesprochen. Etwa 8 bis 10 Wiederholungen benötigen Menschen, ehe sie ein Klangmuster gespeichert haben, weitere 20 bis 30 Wiederholungen sind nötig, damit dem Klangmuster eine Bedeutung zugewiesen werden kann. Erst nach ca. 50 Wiederholungen, kann die bzw. der Lernende das Wort selbst nutzen (Apeltauer, 2010).

Fachsprache im Sportunterricht

Jedes Schulfach, so auch das Fach Sport, verfügt über einen bestimmten Fachwortschatz. Im Allgemeinen versteht man unter Fachsprache im schulischen Kontext jene sprachlichen Mittel, die für ein bestimmtes Schulfach typisch sind (Ahrenholz, 2010). Wird Unihockey im Sportunterricht thematisiert, so findet man Begriffe wie „Schutzraum“ und „Unihockeyschläger“ und Verben wie „dribbeln“ und „schlenzen“. Häufig verwendete fachspezifische Operatoren sind in diesem Zusammenhang „Trainieren“, „Üben“ oder „Präsentieren“ (Niedersächsisches Kultusministerium, 2010, S. 71).

Gerade für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache ist es häufig schwierig die Fachsprache zu verstehen, da für den Erwerb meist einige Jahre notwendig sind (Kniffka & Sibert-Ott). Diesbezüglich führt Zimmer (2010) an, dass Bewegungsspielsituationen „ideale Gelegenheiten für den Aufbau eines aktiven und passiven Wortschatzes und […] für den Erwerb von Wortbedeutungen“ sind. Bei solchen Spielen werden den Objekten Wörter zugeordnet und im Umgang mit diesen Begriffskategorien gebildet (Zimmer, 2010). Neugebauer & Nodari heben hervor, dass es zur Förderung der Fachsprache ratsam ist, eine Verbindung zwischen bestehendem Wissen und neuem Wissen zu schaffen. Für diese Verbindung eignet sich beispielsweise das Umschreiben neuer Begriffe, das Ordnen der Begriffe nach bestimmten Kriterien und das Beschreiben der Begriffe durch Antonyme (schnell-langsam) oder durch Synonyme (hüpfen-hopsen) (Neugebauer & Nodari, 1999).

Handlungsempfehlungen

Regeln und Rituale nutzen

Um den Sportunterricht zu steuern, ist der Einsatz von Regeln und Ritualen sinnvoll. Laut Gebken, Süßenbach, Krüger & van de Sand (2016) ist es nicht immer einfach,„dass sich Schülerinnen und Schüler aus den verschiedenen Kulturen auf gemeinsame Regeln einlassen“. Durch wiederkehrende Rituale werden den Schülerinnen und Schülern Orientierung und Sicherheit gegeben. Werden die Rituale richtig eingesetzt, kann mithilfe dieser das Lernen und Arbeiten der Schülerinnen und Schüler unterstützt und die Effizienz des Unterrichts deutlich erhöht werden. Außerdem werden die Lehrkräfte entlastet, da immer wieder nötige Steuerungstätigkeiten und aufflammende Diskussionen vermieden werden (Klingen, 2013).

Zu Beginn der Unterrichtsstunde hat es sich insbesondere in unruhigen Klassen bewährt mit einer sehr intensiven gemeinsamen Aufwärmphase zu starten. Diese (nicht unbedingt spezifische) Aufwärmphase kann sprachbewusst gestaltet werden. In der Primarstufe kann zum Beispiel mit einem Tanz zu einem Lied, welches vorgibt, wie sich die Kinder bewegen sollen, begonnen werden. Ist die Lerngruppe ruhig, kann man den Unterrichtseinstieg auch offener gestalten, indem man zu Beginn Sportmaterial bereitgelegt, welches die Schülerinnen und Schüler nutzen können. So betätigen sie sich sportlich und agieren bzw. kommunizieren miteinander. Dieses Ritual bzw. diese Vorgehensweise ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die Schülerinnen und Schüler mit dem Material und ihren Mitschülerinnen und -schülern verantwortungsbewusst umgehen (Klingen, 2013). Zur Einleitung von Anleitungs- und Reflexionsphase wird meist auf ein akustisches Signal gesetzt. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel eine Hupe oder eine Ratsche. Sollen die Schülerinnen und Schüler einen Kreis bilden, so kann die Lehrperson ihre sprachliche Anweisung mithilfe von Gestik unterstützen. Bildet sie mit ihren Händen einen Kreis, so wissen alle Schülerinnen und Schüler (auch jene mit Deutsch als Zweitsprache) was zu tun ist (Arzberger & Erhorn, 2013b). Als Abschluss der Stunde bietet sich ein Ritual in Form eines Schlachtrufes, Klatsch- oder Singspiels an (Gebken, Süßenbach, Krüger & van de Sand, 2016; Klingen, 2013).

Sprechweise der Lehrkraft

Die Lehrkraft stellt im Sportunterricht ein wertvolles Sprachvorbild dar, an dem sich die Schülerinnen und Schüler orientieren können (Gebken, Süßenbach, Krüger & van de Sand, 2016; Klingen, 2013; Niedersächsisches Kultusministerium, 2011). Wichtig ist, dass die Lehrkraft mit den Schülerinnen und Schülern situativ angemessen und grammatikalisch korrekt spricht. Lange verschachtelte Sätze und viele Füllwörter sind zu vermeiden (Kniffka & Sibert-Ott, 2007). Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass nicht stark vereinfacht gesprochen wird, denn:

Das Sprachverständnis ist immer höher als die Sprachproduktion. Das bedeutet, dass [die Schülerinnen und Schüler] mit Deutsch als Zweitsprache in der Lage sind, einen differenzierten Wortschatz zu verstehen, ohne ihn selbst zu gebrauchen (Arzberger & Erhorn, 2013b, S. 8).

Außerdem sollte sich die Lehrperson bemühen klar, deutlich und laut zu sprechen. Besonders für Lernende mit Deutsch als Zweitsprache ist es herausfordernd einzelne Wörter genau zu verstehen. Aus diesem Grund sollten Lehrkräfte zudem versuchen, dialektale Einflüsse zu vermeiden (Kniffka & Sibert-Ott, 2007). Eine Betonung und Hervorhebung durch Gestik und Mimik von wichtigen Wörtern ist sinnvoll, eine übertriebene Betonung jedes einzelnen Wortes ist ebenso zu vermeiden (Arzberger & Erhorn, 2013b). Auch ist zu beachten, dass der Gebrauch von Mimik und Gestik kultur- und sprachenabhängig ist. Bestimmte Gesten können für zugewanderte Schülerinnen und Schüler eine andere Bedeutung haben als für Lernende ohne Zuwanderungshintergrund (Gebken, Süßenbach, Krüger & van de Sand, 2016).

Die Lehrperson sollte möglichst variationsreich sprechen, denn „kurze, immer wiederkehrende Anweisungen [müssen] nicht ständig wiederholt werden“ (Arzberger & Erhorn, 2013b, S. 8). Variationsreich bedeutet, dass sowohl Hauptsätze als auch Nebensätze verwendet werden. Wenn die Schülerinnen und Schüler ihre Hockeyschläger auf eine kleine Matte legen und anschließend in den Mittelkreis kommen sollen, können beispielsweise folgende Anweisungen genutzt werden: „Legt die Hockeyschläger auf die Matte und kommt in den Mittelkreis“, „Wir wollen uns in der Mitte treffen, packt die Hockeyschläger vorher auf die kleine Matte“ oder „Nachdem alle ihren Schläger auf die Matte abgelegt haben, setzen wir uns in den Kreis“.

Umgang mit sprachlichen Fehlern

Neben der Sprechweise ist auch der Umgang mit sprachlichen Fehlern wichtig. Damit es zu keinen Sprechhemmungen innerhalb einer Lerngruppe kommt, sollte die Lehrperson fehlerhafte Äußerungen der Schülerinnen und Schüler sprachsensibel behandeln (Arzberger & Erhorn, 2013b) und ein korrektives Feedback geben (Kuhl & Jung, o.J.). Darunter wird verstanden, dass die Lehrperson die sprachlichen Äußerungen der Lernenden in berichtigter Form wiederholt. Sagt ein Schüler beispielsweise: „Ich habe ein Tor geschießt”, so kann die Lehrkraft mit „Ja, du hast ein Tor geschossen” antworten (Arzberger & Erhorn, 2013b, S. 9).

Darüber hinaus sollte den Schülerinnen und Schüler in kommunikativen Situationen genug Zeit zum Formulieren ihrer Antworten gegeben werden (Arzberger & Erhorn, 2013a; Kniffka & Siebert-Ott, 2007). Dies gilt besonders für die Lernenden, die Antworten in einer Sprache formulieren, die sie nicht vollständig beherrschen (Gibbons, 2006).

Förderung der Kommunikation

Den Lernenden sollte die Möglichkeit gegeben werden, die deutsche Sprache zu gebrauchen und „kommunikativ aktiv” zu werden (Arzberger & Erhorn, 2013b; Niedersächsisches Kultusministerium, 2011). Um die Kommunikation der Schülerinnen und Schüler zu fördern, kann die Sportlehrkraft bewusst Sprachanlässe schaffen. Geeignet sind Situationen, wie Kooperations- und Kommunikationsspiele, das Bilden einer Mannschaft, das Aushandeln von Regeln und kleinen Übungen, das Absprechen der Taktik oder eigenständiges Arbeiten, bei denen die Lernenden aufgefordert werden, die deutsche Sprache zu verwenden (Arzberger & Erhorn, 2013b). Klassische Aufwärm- und Abschlussspiele, welche zur Förderung der Kommunikation in der Lerngruppe gespielt werden können, sind zum Beispiel „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“, das „Atomspiel“ oder „Hexe, Hexe, was machst du heute?“ (Arzberger & Erhorn, 2013a; Kuhl & Jung, o.J.). Ersteres kann auch als Unihockeyvariante gespielt werden. Hierbei führen die Schülerinnen und Schüler den Ball auf die gegenüberliegende Seite.

Um das freie Sprechen der Schülerinnen und Schüler im Sportunterricht zu fördern, können offene Fragen gestellt (Arzberger & Erhorn, 2013a) und auf visuelle Unterstützungskarten zurückgegriffen werden. Auf diesen kann ein Satzanfang stehen, der von den Lernenden abgelesen und ergänzt werden kann (Kuhl & Jung, o.J.). In Reflexionsphasen kann die Lehrperson zum Beispiel den Satzanfang: „Ich fand an diesem Spiel gut, dass…“ oder „Bei dieser Übung war wichtig, dass …“ vorgeben. Sollten zugewanderte Schülerinnen und Schüler bei der Aussprache bestimmter Laute oder Sätze Schwierigkeiten haben, sollten diese von der Lehrperson vorgesprochen werden (Kuhl & Jung, o.J.).

Erweiterung des Wortschatzes

Ein weiterer wichtiger Aspekt für einen sprachsensiblen Sportunterricht ist die sprachbewusste Gestaltung der Anleitungs- und Reflexionsrunden. In diesen Situationen werden die Lernenden häufig aufgefordert selbst zu sprechen. Die Schülerinnen und Schüler sollen gewisse Situationen beschreiben und erklären können. Hierfür müssen sie unter anderem hockeyspezifische Orte und Zonen (wie z.B. „Schusskreis“ oder „Mittellinie“) konkret benennen können (Arzberger & Erhorn, 2013b). Um den sportspezifischen Wortschatz den Lernenden zugänglich zu machen, sollte sich die Lehrperson zunächst bewusst sein, welche Begriffe für die jeweilige Unterrichtsstunde wichtig sind. Zur Klärung relevanter Fachbegriffe können Fotos und andere Abbildungen genutzt werden (Kuhl & Jung, o.J.). Visuelle Wortschatzhilfen im Bereich Unihockey könnten wie folgt gestaltet sein:

Visuelle Wortschatzhilfe im Unihockey

Unihockeyball #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Unihockeyschläger #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Unihockey - Schutzraum - Torraum #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Unihockeyball -Schriftkarte #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Unihockeyschläger -Schriftkarte #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Unihockey - Schutzraum - Torraum - Schriftkarte #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe

Soll mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden, was bei der Ballführung im Unihockey zu beachten ist, sind beispielsweise die folgenden Karten zur visuellen Unterstützung hilfreich:

Visualisierungskarten zur Ballführung im Unihockey

Bewegungskarte Unihockey - beidhändige Schlägerhaltung #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Bewegungskarte Unihockey - enger Ballkontakt #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe
Bewegungskarte Unihockey - leicht gebeugte Knie #sportunterricht #unihockey #grundschule #sekundarstufe

Bei der Erläuterung der Bewegungen sowie der Aufgabenstellungen sollte auf eine genaue Bezeichnung von Körperteilen und Materialien geachtet werden. Auch hierfür eignen sich Unterstützungskarten, auf denen das jeweilige Wort steht (Kuhl & Jung, o.J.).

Wenn die Lehrkraft eigene Bewegungen und Handlungen verbal begleitet, haben die Lernenden die Möglichkeit, „das Gesagte direkt mit der dazugehörigen Bewegung zu verknüpfen” (Arzberger & Erhorn, 2013b, S. 10). Dadurch können die Schülerinnen und Schüler (mit Deutsch als Zweitsprache) bestimmte Äußerungen besser nachvollziehen bzw. verstehen und sich diese einprägen. Soll im Unterricht wie im vorigen Beispiel die Ballführung thematisiert werden, bietet es sich an, die wesentlichen Merkmale und Bewegungsabläufe entweder selbst zu demonstrieren oder von einer Schülerin bzw. einem Schüler, der die Ballführung bereits gut beherrscht, vormachen zu lassen.

Begleitet man die Bewegungsausführung verbal, sollte die Bewegung zunächst verlangsamt durchführt werden, damit währenddessen in einem angemessenen Tempo gesprochen werden kann. Anschließend kann die Bewegung dann schneller demonstriert werden (Kuhl & Jung, o.J.). Sinnvoll ist es sowohl die Bewegungen als auch die verbalen Äußerungen häufiger zu wiederholen, sodass sich die Schülerinnen und Schüler diese einprägen können. Nicht nur die eigenen Anweisungen können sprachlich unterstützt werden, sondern auch die der Lernenden (Arzberger & Erhorn, 2013b).

Gerade in der deutschen Sprache ist es wichtig den Gebrauch von Präpositionen (z.B. auf, an, hinter, über etc.) und lokalen Adverbien (unten, links, rechts, hier etc.) im Unterricht aufzugreifen. Diese Wörter werden häufig in Zusammenhang mit Orts- und Raumangaben gebraucht (Arzberger & Erhorn, 2013a). Sollen die Schülerinnen und Schüler einen Unihockey-Parcours durchlaufen, kann die Lehrperson bei der Anleitung gezielt darauf achten Präpositionen („zwischen den Matten“, „über die Wippe“, „Schuss auf das Tor“ etc.) zu verwenden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit mit Bewegungsverben zu arbeiten. Die Schülerinnen und Schüler können im Unterricht laufen, schleichen, trampeln, hopsen, springen, humpeln etc. Besonders in Aufwärmübungen kann man diese Bewegungen gut integrieren (Arzberger & Erhorn, 2013b).

Fazit

In dem vorangegangenen Artikel wurde deutlich, dass das Erlernen der deutschen Sprache eine große Herausforderung darstellt. Sowohl die Aussprache als auch die Grammatik ist im Deutschen sehr komplex. Zur Verbesserung der sprachlichen Kompetenzen, einschließlich der Fachsprache, sollte ein sprachbewusster Unterricht in allen Fächern angestrebt werden.

Wie die Sprache der Schülerinnen und Schüler im Sportunterricht bewusst gefördert werden kann, wurde im Verlauf dieses Artikels zusammengetragen. Es hat sich gezeigt, dass das Nutzen von Regeln und Ritualen zu Beginn, während und zum Abschluss einer Unterrichtsstunde sinnvoll ist, da der Unterrichtsverlauf dadurch eine Struktur erhält und die Lehrkraft entlastet wird. Sprachbewusste Rituale, wie ein „Schlachtruf“ zum Abschluss der Stunde stärken zudem das „Wir“-Gefühl. Während des Unterrichts sollte die Sportlehrkraft auf eine laute, deutliche und variationsreiche Sprechweise zurückgreifen. Sprachliche Fehler der Lernenden sollten auf angemessene und korrektive Weise verbessert werden. Um die Kommunikation der Schülerinnen und Schüler zu fördern, ist es hilfreich möglichst vielfältige Sprachanlässe zu bieten. Wichtig ist, dass gerade den Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache ausreichend Zeit zur Antwortformulierung gegeben wird. In Anleitungsrunden hat es sich bewährt, Bewegungen und Handlungen verbal zu begleiten, sodass eine Verknüpfung zwischen Sprache und Bewegung erfolgen kann. Zur Förderung des freien Sprechens und der Fachsprache sind sowohl Visualisierungs- und Unterstützungskarten als auch Kommunikations- und Kooperationsspiele etc. nützlich.

Der Umgang mit den sehr unterschiedlichen Sprachkenntnissen der Lernenden stellt für die Lehrkräfte im Unterricht eine große Herausforderung dar. Die aufgezeigten Handlungsempfehlungen geben einen ersten Anhaltspunkt, welche Maßnahmen und Prinzipien hilfreich sind, um die Sprache zu fördern und die zugezogenen Lernenden zu integrieren. Ergänzende Fortbildungen zur Thematik „Sprachsensibler Sportunterricht“ sind meiner Meinung jedoch unerlässlich. Auch auf Forschungsebene besteht zukünftig weiterhin Handlungsbedarf.

Literaturhinweise

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Arzberger, C. & Erhorn, J. (2013a): Sprachförderung in Bewegung. Sprachbewusster Sportkurs und bewegter Sprachkurs. Hamburg: Gutgestalten GbR – Büro für Grafik und Design.

Arzberger, C. & Erhorn, J. (2013b): Sprachförderung in Bewegung. Sprachbewusster Sportunterricht und bewegter Deutschunterricht. Hamburg: Gutgestalten GbR – Büro für Grafik und Design.

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